Erbrechen und Durchfall bei der Katze – was tun?

Verarzten | Vom 16.05.22

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Erbrechen und Durchfall bei der Katze – was tun?

Titelbild: Lightspruch | shutterstock

Erbrechen und Durchfall bei der Katze – was tun? Erbrechen und Durchfall können sehr unangenehm für unsere Stubentiger, aber auch für unsere Inneneinrichtung werden. Wie du bei Magen-Darm-Problemen deiner Katze helfen kannst und ab wann ein Tierarztbesuch nötig ist, erfährst du in diesem Artikel.

Durchfall und Erbrechen sind Symptome, keine Krankheiten

Bei Durchfall und Erbrechen spricht man immer von einem Symptom und nicht von einer Krankheit. Denn es gibt viele verschiedene Ursachen, die beides auslösen können. In der Regel haben diese aber eines gemeinsam: Sie reizen den Magen-Darm-Trakt und führen zu einer Entzündung. Als Folge reagiert der Körper mit Erbrechen und Durchfall. Durch das Erbrechen versucht er, den Magen zu entlasten, damit sich die Schleimhaut beruhigen kann. Durchfall entsteht, wenn der Nahrungsbrei entweder schneller ausgeschieden wird und keine Zeit zum Absorbieren der Flüssigkeit hat, oder mehr Flüssigkeit im Kot enthalten ist als üblich.

Ursachen von Durchfall und Erbrechen

Die Ursachen sind sehr vielseitig und selten auf den ersten Blick zu erkennen. Daher ist eine genaue Beobachtung deiner Katze wichtig. Zeigt sie weitere Symptome? Unter welchen Umständen treten sie auf? Sehr hilfreich sind Kotuntersuchungen, die du selbst beauftragen kannst, denn viele Erreger sind dort nachweisbar. Geht es deiner Katze sichtlich schlecht, sollte immer eine Untersuchung deiner Katze durch eine:n Tierärzt:in erfolgen. In einer Tierarztpraxis können auch weitere Labortests wie Blutanalysen durchgeführt werden.

Infektionen 

Parasiten wie Spul-, Band- und Hakenwürmer oder Giardien, Viren (z.B. Parvo- oder Coronaviren), Bakterien (z.B. Salmonellen oder Campylobacter) oder eine Mischung aus diesen Erregern sind häufige Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen. Auch Wohnungskatzen können sich infizieren, wenn Parasiten und Viren über Schuhe oder andere Gegenstände in die Wohnung gelangen. Krankmachende Bakterien hingegen verstecken sich oft in rohem Fleisch.

Stress 

Sensible Katzen können sogar durch kleine Veränderungen in ihrem Umfeld schnell gestresst sein und mit Durchfall reagieren. So wird vermutet, dass sich unter anderem eine Änderung der Zusammensetzung der Darmflora dahinter verbirgt. Durch das Ungleichgewicht kann das Futter nicht wie gewohnt verdaut werden. Außerdem sind stressanfällige Samtpfoten häufiger von Magengeschwüren und somit Erbrechen betroffen.

Plötzlicher Futterwechsel

Soll das Futter umgestellt werden, sollte dies immer langsam erfolgen – vor allem, wenn bei deinem Vierbeiner üblicherweise nicht so viel Abwechslung auf dem Speiseplan steht. So solltest du das neue Futter über 5- 7 Tage in steigendem Anteil mit dem alten Futter mischen und schließlich komplett ersetzen. Auf diese Weise können sich der Verdauungstrakt und die ansässige Darmflora an das neue Futter gewöhnen.

Haarballen

Besonders Langhaarkatzen schlucken durch ihre tägliche Fellpflege viele Haare ab. Diese sind unverdaulich und können sich im Magen ansammeln. Sie reizen die Schleimhaut und führen zu Erbrechen. Am besten hilft dabei Malzpaste, die die Haare im Magen direkt auflöst. Prophylaktisch kannst du sie dreimal wöchentlich geben und zusätzlich deine Katze regelmäßig bürsten, um lose Haare zu entfernen. Von Katzengras wird hingegen abgeraten, da es zum Hochwürgen des Fells führt und so die Speiseröhre zusätzlich reizt. Außerdem können die Grashalme in Nase oder Rachen deiner Katze stecken bleiben und müssen dann möglicherweise endoskopisch entfernt werden.

Ungeeignetes oder verdorbenes Futter

Bei Freigängern ist nicht immer klar, womit sie bei ihren Streifzügen in Kontakt kommen. Sie bedienen sich auch gerne mal an Dingen, die ihnen nicht bekommen. Und auch Wohnungskatzen bedienen sich gerne an allem Fressbaren, das sie finden, so auch Essensreste und Zimmerpflanzen. Ein weiteres Problem ist Feuchtfutter, das nicht sofort aufgefressen wird und länger stehen bleibt. Vor allem im Sommer kann dieses schnell verderben und dann auf den Magen schlagen.

Futtermittelunverträglichkeiten und -allergien

Futtermittelintoleranzen sind nicht selten und können sich auch bei Futter entwickeln, dass deine Katze schon lange bekommt und bisher immer vertragen hat. Häufig reagiert der Körper auf die in Hühner-, Rind- und Schweinefleisch oder Fisch enthaltenen Proteine und bildet gleichzeitig Hautprobleme wie Juckreiz und Entzündungen aus. Bei dem Verdacht auf eine Intoleranz sollte eine Ausschlussdiät über 10 Wochen durchgeführt werden, um zu schauen, ob sich der Kotabsatz normalisiert. Hierbei wird deiner Katze ausschließlich eine Protein- und eine Kohlenhydratquelle gefüttert, die sie noch nie zuvor gefressen hat. Es bieten sich seltener verwendete Futtermittel wie zum Beispiel Pferdefleisch und Quinoa an. 

Verschluss des Magen-Darm-Trakts 

Katzen lieben Haargummis, Fäden und kleine Bälle. Fressen sie diese, kann es zu einem Darmverschluss kommen. Ältere Katzen können auch an einem Tumor erkranken, der dazu führt, dass der Darm verlegt wird. Bei einem kompletten Verschluss wird dein Liebling keine Nahrung mehr aufnehmen oder aber alles nach kurzer Zeit wieder erbrechen. Fehlender Kotabsatz und ständiges Erbrechen sind ein Notfall und müssen sofort in einer Tierarztpraxis abgeklärt werden!

Bild: Krakenimages.com | shutterstock

Was tun bei Erbrechen und Durchfall? Erste Hilfe für zuhause

Wenn deine Katze trotz Durchfall oder Erbrechen fit ist und sich ansonsten wie immer verhält, kannst du erst einmal eigene Maßnahmen ergreifen, um ihr zu helfen. Sollte sie aber abgeschlagen sein, die Futteraufnahme verweigern, solltest du sie direkt in einer Tierarztpraxis vorstellen. Auch Blut in Kot oder Erbrochenem sind ein Warnsignal. Wenn du unsicher bist, kann dir der Diagnose Finder von confidu helfen, die Situation richtig einzuschätzen. 

So hilfst du deiner Katze bei Durchfall und Erbrechen:

Schonkost

Anders als beim Hund dürfen Katzen nie eine Nulldiät halten und fasten. Vor allem übergewichtige Samtpfoten können schnell Stoffwechselprobleme bekommen und ernsthaft erkranken. Füttere deiner Katze besser über 2-3 Tage eine Schonkost. Koche zum Beispiel Hühnchen ohne Knochen und Haut in leicht gesalzenem Wasser und biete es mit weich gekochtem Reis und gegarten Möhren an. Alternativ gibt es Diätfutter, das speziell für Magen-Darm-Erkrankungen entwickelt wurde und genügend Energie und Nährstoffe besitzt. Wichtig ist, dass du das Futter in vielen kleinen Portionen über den Tag verteilt anbietest. So bleibt der Magen nie lange leer und die Schleimhaut kann sich regenerieren. Leckerlis und anderes Futter sind in dieser Zeit verboten. Weitere Informationen zum Thema und einfache Schonkostrezepte findest du im Artikel Schonkost für Katzen | Wann nötig und was füttern?

Schleimhaut schützen

Es gibt verschiedene Ergänzungsfuttermittel, die die Magen-Darm-Schleimhaut beruhigen und den Kot andicken sollen. Für Katzen eignen sich am besten Pasten wie Enterogelan®, aber es gibt auch Tabletten (DiaTab®) zum Eingeben ins Maul oder Pulver (Stullmisan®) zum Einmischen in das Futter. Sie enthalten zusätzlich viele Mineralstoffe und Vitamine, die der Körper bei Durchfall und Erbrechen in größeren Mengen verliert.

Kot untersuchen lassen

Parasiten die häufigste Ursache für infektiösen Durchfall, doch auch krankmachende Bakterien sind oft beteiligt. Eine Kotuntersuchung auf Würmer und Co. gibt eine schnelle Antwort. Die Kotprobe ist einfach eingesammelt und schnell verschickt und du erhältst das Ergebnis innerhalb weniger Tage. Dann kann deiner Katze gezielt geholfen werden.

Darmflora aufbauen

Die Gabe von Prä- und Probiotika hilft der Darmflora auf die Sprünge. Um herauszufinden, ob ein Ungleichgewicht das ursächliche Problem ist, kannst du das Forscher Kit - Darmflora nutzen und eine Kotuntersuchung durchführen lassen. Besonders wenn deine Katze wegen einer anderen Erkrankung Antibiotika bekommen hat, kann das die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und Durchfall hervorrufen.

Hausmittel bei Durchfall und Erbrechen

Ein altbekanntes Mittel zum Schutz der Magen- und Darmschleimhaut ist Ulmenrinde. Sie ist als Pulver erhältlich, das man mit Wasser zu einem Brei aufkocht. Eine weitere Möglichkeit sind Flohsamenschalen. Vermenge 1 g mit 20 ml Wasser und lass sie 20 Minuten quellen. Beide Hausmittel legen sich als Schutzfilm auf die Schleimhaut und absorbieren einen Teil der schleimhautreizenden Magensäure. Gib deiner Katze zwei- bis dreimal täglich kleine Mengen hiervon, entweder pur oder vermischt mit der Schonkost.

Kitten, ältere und chronisch kranke Katzen sollten bei Durchfall in einer Tierarztpraxis untersucht werden.

Bild: dahlia T. Pribadi | shutterstock

Besondere Vorsicht bei den Kleinen und Schwachen 

Durchfall und Erbrechen können vor allem bei unseren kleinsten, älteren und chronisch kranken Katzen zu großen Flüssigkeitsverlusten führen. Durch die unzureichende Aufnahme von Nährstoffen und der fehlenden Energiezufuhr sind sie schnell geschwächt. Bei ihnen ist eine zeitnahe Vorstellung in der Tierarztpraxis wichtig, um bei schwerwiegenden Erkrankungen schnell eingreifen zu können.



Fazit zu Durchfall und Erbrechen bei der Katze

Erbrechen und Durchfall sind sehr häufig auftretende Symptome. Meist steckt nichts Ernstes dahinter, doch du solltest sie trotzdem ernst nehmen und deine Katze gut im Auge behalten. Füttere sie in den ersten Tagen mit Schonkost und setze eventuell weitere Hausmittel ein. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, können Kotuntersuchungen hilfreich sein.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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