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Medikamentengabe an Haustiere. Wenn dein vierbeiniger Liebling krank ist und der/die Tierärzt:in Medikamente verschreibt, beginnt für viele von uns eine echte Herausforderung. Die Tablette wird ausgespuckt, die Flüssigkeit landet überall, nur nicht im Maul. Im schlimmsten Fall kommt es zu Verwechslungen oder Überdosierungen. Die Medikamentengabe kann für Tier und Mensch gleichermaßen stressig sein.
Doch keine Sorge, du bist nicht allein! In diesem Artikel wollen wir dir helfen, die häufigsten Probleme zu vermeiden, und dir praktische Tipps geben, damit du die Gesundheit deines Lieblings optimal unterstützen kannst. Denn eins ist klar: Die richtige Verabreichung von Medizin ist oft genauso wichtig wie die Medizin selbst. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese notwendige Prozedur so stressfrei und sicher wie möglich für dein Tier wird.
Was ist bei der Medikamentengabe zu beachten?
Bevor du mit der Verabreichung von Medikamenten beginnst, gibt es einige goldene Regeln zu beachten. Die oberste Priorität hat dabei immer die Anweisung deines/deiner Tierärzt:in. Frage nach, wenn dir etwas unklar ist! Notiere dir genau: Welches Medikament? Welche Dosierung? Wie oft am Tag? Über welchen Zeitraum? Muss es mit oder ohne Futter gegeben werden? Gibt es bekannte Nebenwirkungen, auf die du achten solltest?
Bewahre Medikamente immer unzugänglich für Kinder und Tiere auf, am besten in ihrer Originalverpackung und an einem kühlen, trockenen Ort. Falls nichts anderes angegeben ist, gilt dies auch für Medikamente, die für Menschen bestimmt sind. Verwechsle niemals Medikamente für verschiedene Tiere oder gar für Menschen. Ein für deinen Hund sicheres Medikament kann für deine Katze tödlich sein und umgekehrt. Achte auf das Verfallsdatum.
Und ganz wichtig: Ändere niemals eigenmächtig die Dosis oder setze ein Medikament (besonders Antibiotika) frühzeitig ab, auch wenn es deinem Tier schon besser geht. Dies kann zu Resistenzen oder einem Wiederaufflammen der Erkrankung führen. Dokumentiere die Verabreichung der Medikamente, um den Überblick zu behalten, insbesondere wenn mehrere Personen involviert sind.
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Warum weigert sich mein Hund, Medikamente einzunehmen?
Hunde sind clever, haben oft eine sehr feine Nase und einen gut ausgebildeten Geschmackssinn. Die häufigsten Gründe, warum sie etwas verweigern, sind der bittere oder ungewohnte Geschmack und der fremde Geruch der Tablette oder Flüssigkeit. Viele Medikamente sind nicht darauf ausgelegt, schmackhaft zu sein. Manchmal ist es auch die Textur, die deinem Hund nicht gefällt.
Hat dein Hund vielleicht schon einmal eine negative Erfahrung bei der Medikamentengabe gemacht? Zwang, Festhalten oder ein schmerzhaftes Erlebnis können dazu führen, dass er zukünftige Versuche mit Stress und Angst verbindet und sich deshalb wehrt. Es kann auch sein, dass dein Hund Schmerzen im Maul oder Rachen hat, die das Schlucken erschweren.
In seltenen Fällen kann auch eine zugrunde liegende Übelkeit dazu führen, dass er instinktiv die Aufnahme weiterer „Nahrung” oder Fremdkörper verweigert. Beobachte deinen Hund genau, um die Ursache für seine Weigerung herauszufinden und gezielt gegensteuern zu können.
Können Hunde und Katzen dasselbe Medikament einnehmen?
Ein ganz klares und lautes Nein! Das ist einer der gefährlichsten Irrglauben unter Tierbesitzer:innen und kann fatale Folgen haben. Hunde und Katzen haben einen völlig unterschiedlichen Stoffwechsel. Substanzen, die für Hunde in einer bestimmten Dosis sicher oder sogar heilsam sind, können für Katzen hochgiftig sein - und umgekehrt.
Ein klassisches Beispiel ist Paracetamol: Für Menschen ist es ein gängiges Schmerzmittel, für Katzen ist es bereits in kleinsten Dosen tödlich, da ihnen das Enzym zum Abbau fehlt. Auch Ibuprofen ist für beide Tierarten gefährlich. Selbst wenn es sich um denselben Wirkstoff handelt, sind die Dosierungen oft sehr unterschiedlich.
Gib deinem Tier niemals Medikamente, die für eine andere Tierart oder für Menschen bestimmt sind, ohne ausdrückliche Anweisung deines/deiner Tierärzt:in. Das Risiko einer schweren Vergiftung, von Organschäden oder sogar des Todes ist einfach zu hoch. Jede Medikamentengabe muss individuell von dem/der Tierärzt:in auf die Tierart, das Gewicht und den Gesundheitszustand abgestimmt werden.
Kann man Schmerzmittel für Katzen auch Hunden geben?
Auch hier lautet die Antwort grundsätzlich: Nein, nicht ohne tierärztliche Anweisung! Selbst wenn ein bestimmter Wirkstoff für beide Tierarten zugelassen ist, können Dosierungen, Konzentrationen in den Präparaten und erlaubte Anwendungsdauern erheblich variieren.
Ein Schmerzmittel, das für eine 4 kg schwere Katze dosiert ist, kann für einen 4 kg schweren Hund völlig unzureichend sein, bei einem größeren Hund zu einer massiven Unterdosierung führen oder bei einem kleineren Hund zu einer gefährlichen Überdosierung führen - und umgekehrt. Zudem gibt es Schmerzmittel, die speziell für Katzen entwickelt wurden und bei Hunden zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können oder schlichtweg nicht wirken. Die physiologischen Unterschiede im Abbau und der Verstoffwechslung von Medikamenten sind einfach zu groß.
Vertraue hier ausschließlich auf die Expertise deines/deiner Tierärzt:in. Er/sie wird das passende Schmerzmittel in der korrekten Dosierung für deinen Hund auswählen und dir genau erklären, wie du es verabreichen sollst. Eigenmächtige Experimente sind ein Spiel mit der Gesundheit deines Tieres.
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Was kann ich tun, wenn mein Hund Medikamente nicht nimmt?
Wenn dein Hund die Einnahme von Medikamenten verweigert, ist der erste Schritt, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. Zwang führt meist nur zu mehr Stress und Gegenwehr. Sprich zuerst mit deinem/deiner Tierärzt:in. Manchmal gibt es das Medikament in einer anderen Darreichungsform (z.B. als schmackhafte Kautablette, als Flüssigkeit oder sogar als Injektion), die dein Hund besser akzeptiert. Eventuell kann auch die Dosis angepasst oder das Medikament zu einer anderen Tageszeit verabreicht werden.
Überprüfe auch deine Technik: Bist du vielleicht zu zögerlich oder überträgst du deine eigene Anspannung auf den Hund? Manchmal hilft es, die Medikamentengabe mit etwas Positivem zu verknüpfen, zum Beispiel mit einem besonders tollen Leckerli direkt danach oder einem kurzen Spiel. Bei manchen Hunden funktioniert das Verstecken im Futter gut, bei anderen ist die direkte Eingabe ins Maul effektiver. Es ist ein Prozess des Ausprobierens, aber gib nicht auf.
Wie kann man Hunden am besten Tabletten geben?
Welche Methode du wählst, hängt stark von deinem Hund ab. Der Klassiker ist das Verstecken: Forme ein kleines Bällchen aus Leberwurst, Frischkäse, einem Stückchen weichem Käse oder speziellen Tabletten-Leckerlis (wie Easypill oder Leckerli-Pasten) und drücke die Tablette tief hinein. Gib zuerst ein oder zwei „saubere” Bällchen, dann das Bällchen mit der Tablette und sofort danach wieder ein „sauberes”. Viele Hunde schlucken es gierig herunter, ohne zu kauen.
Wenn das nicht funktioniert, versuche die direkte Methode: Öffne das Maul deines Hundes sanft, indem du mit einer Hand über den Fang greifst und die Lefzen hinter den Eckzähnen leicht nach innen drückst. Mit der anderen Hand legst du die Tablette möglichst weit hinten auf den Zungengrund. Schließe das Maul, halte es kurz zu und streichle sanft den Hals nach unten, um den Schluckreflex auszulösen. Eine kleine Wasserspritze (ohne Nadel) ins Maul kann anschließend dabei helfen, dass die Tablette sicher rutscht. Belohne deinen Hund im Anschluss überschwänglich! Übe das Öffnen des Mauls spielerisch, auch ohne Medikamentengabe, damit es für deinen Hund zur Normalität wird.
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Wie gebe ich meinem Hund flüssige Medizin?
Flüssige Medizin wird in der Regel mit einer Dosierspritze (ohne Nadel) verabreicht. Ziehe die verordnete Menge in die Spritze auf. Halte den Kopf deines Hundes sanft fest. Hebe eine Lefze seitlich an, sodass eine kleine Tasche zwischen Zahnfleisch und Wange entsteht. Führe die Spitze der Spritze in diese Wangentasche, aber nicht direkt tief in den Rachen, um ein Verschlucken in die Luftröhre zu vermeiden.
Spritze die Flüssigkeit langsam und in kleinen Portionen hinein, damit dein Hund Zeit zum Schlucken hat. Beobachte, ob er schluckt. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Nach der Gabe kannst du deinem Hund ein Leckerli oder etwas Wasser anbieten, um den Geschmack loszuwerden und sicherzustellen, dass er alles geschluckt hat. Bleibe ruhig und geduldig, auch wenn mal etwas danebengeht. Lobe deinen Hund für seine Kooperation.
Können Hunde Tabletten in ihrem Futter riechen?
Oh ja, das können sie! Sie haben einen unglaublich feinen Geruchssinn, der unserem um ein Vielfaches überlegen ist. Sie können oft selbst kleinste Veränderungen im Geruch ihres Futters wahrnehmen. Wenn eine Tablette stark riecht oder leicht bitter ist, wird dein Hund das mit hoher Wahrscheinlichkeit bemerken, selbst wenn die Tablette gut im Futter versteckt ist.
Manche Hunde sind besonders misstrauisch und sortieren die Tablette geschickt aus oder verweigern das gesamte Futter. Andere sind vielleicht gieriger und fressen alles, aber verlass dich nicht darauf. Wenn du Tabletten im Futter versteckst, achte darauf, dass das „Versteckmaterial” selbst einen starken, für den Hund attraktiven Eigengeruch hat, um den Geruch der Tablette zu überdecken. Beobachte außerdem genau, ob die Tablette wirklich mitgefressen wurde. Manchmal findet man sie später unberührt im Napf oder daneben.
Wie kann man den Geruch von Tabletten bei Hunden überdecken?
Um den Geruch von Tabletten effektiv zu überdecken, brauchst du etwas, das für deinen Hund unwiderstehlich duftet und schmeckt. Hier sind einige bewährte Optionen:
stark riechende Wurst: Leberwurst, Teewurst oder Fleischwurst sind oft sehr beliebt. Drücke die Tablette tief in ein kleines Stück Wurst.
Käse: Ein Stückchen Weichkäse (Schmelzkäse, Frischkäse) oder ein milder Schnittkäse kann Wunder wirken.
Erdnussbutter (xylitfrei!): Viele Hunde lieben Erdnussbutter. Achte unbedingt darauf, dass sie keinen Xylit enthält, da dieser Süßstoff für Hunde giftig ist.
Thunfisch oder Lachs (aus der Dose im eigenen Saft): Der intensive Fischgeruch überdeckt vieles.
spezielle „Pill Pockets” oder Leckerli-Pasten: Diese sind extra dafür entwickelt, Tabletten zu umhüllen und schmackhaft zu machen.
Tabletten mörsern (nur nach Rücksprache): Manche Tabletten dürfen gemörsert und unter eine kleine Menge Nassfutter oder Joghurt gemischt werden. Aber Vorsicht: Nicht alle Tabletten dürfen zerkleinert werden (z.B. Retardtabletten). Lies deshalb immer zuerst die Packungsbeilage des Medikaments durch oder frage deine:n Tierärzt:in!
Wichtig ist, die Tablette gut zu umhüllen und dem Hund vorher vielleicht ein „neutrales” Leckerli zu geben, um ihn nicht misstrauisch zu machen.
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Wie verabreicht man Hunden Antibiotika?
Die Gabe von Antibiotika erfordert besondere Sorgfalt. Das Wichtigste ist, die Anweisungen deines/deiner Tierärzt:in exakt zu befolgen. Das bedeutet: die richtige Dosis, zur richtigen Zeit und über den gesamten verordneten Zeitraum - auch wenn es deinem Hund schon sichtlich besser geht! Ein vorzeitiges Absetzen kann dazu führen, dass nicht alle Bakterien abgetötet werden und resistente Stämme überleben. Das erschwert zukünftige Behandlungen.
Manche Antibiotika sollten mit Futter gegeben werden, um Magenreizungen zu vermeiden, andere sollten auf nüchternen Magen verabreicht werden, damit sie besser aufgenommen werden können. Dein:e Tierärzt:in wird dich darüber informieren. Achte auf mögliche Nebenwirkungen wie Durchfall oder Erbrechen. Manchmal kann die Gabe eines Probiotikums helfen, die Darmflora zu unterstützen.
Verabreiche das Antibiotikum so, dass es für deinen Hund am stressfreisten ist: entweder versteckt in einem Leckerli oder direkt ins Maul, gefolgt von einer Belohnung. Die konsequente und korrekte Verabreichung ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Wie gebe ich meinem Hund eine Entwurmungstablette?
Entwurmungstabletten sind in der Regel schmackhafter als andere Medikamente, da die Hersteller wissen, dass sie regelmäßig verabreicht werden müssen. Viele Hunde fressen sie daher wie ein Leckerli direkt aus der Hand.
Wenn dein Hund skeptischer ist, kannst du die gleichen Tricks anwenden wie bei anderen Tabletten: Du kannst sie beispielsweise in einem besonders attraktiven Leckerbissen verstecken, zum Beispiel in Leberwurst, Käse oder speziellen Tablettenhüllen. Achte darauf, dass er die Tablette auch wirklich schluckt und nicht wieder ausspuckt. Falls dein Hund sehr geschickt im Aussortieren ist, bleibt dir nur die direkte Methode: Öffne das Maul deines Hundes, lege die Tablette auf den Zungengrund, schließe das Maul und löse den Schluckreflex aus.
Wie häufig du deinen Hund entwurmst, hängt von seinem Alter, seinen Lebensumständen sowie seinem Infektionsrisiko ab. Bei der Einschätzung des Parasitenrisikos und der Erstellung eines optimalen Entwurmungsplans kann dir die kostenlose confidu App helfen.
Wie gibt man Katzen am besten Medikamente?
Die „beste” Methode ist die, die für dich und deine Katze am wenigsten stressig ist und zum Erfolg führt. Eine gute Vorbereitung ist alles. Lege alles bereit: die Tablette (ggf. im Tabletteneingeber), Wasser oder ein flüssiges Leckerli in einer Spritze sowie das Lieblingsleckerli zur Belohnung. Bleibe ruhig und entschlossen.
Wenn du dich für die direkte Methode entscheidest, setze die Katze auf eine rutschfeste Oberfläche oder wickle sie in ein Handtuch. Greife sanft über ihren Kopf, neige ihn leicht nach hinten, öffne das Maul und platziere die Tablette mit dem Finger oder einem Tabletteneingeber möglichst weit hinten auf der Zunge. Schließe das Maul, halte es kurz zu und streichle den Hals, um das Schlucken anzuregen. Gib sofort etwas Flüssigkeit nach.
Um Medikamente einfacher zu verabreichen, kann man Katzen kurz in ein Handtuch einwickeln.
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Was kann ich tun, wenn meine Katze Tabletten verweigert?
Katzen sind oft noch größere Meister im Verweigern von Tabletten als Hunde. Sie sind misstrauisch, sensibel gegenüber Gerüchen und Texturen und können sehr deutlich zeigen, wenn ihnen etwas nicht passt. Zunächst einmal: Bleibe ruhig und geduldig. Jeglicher Zwang oder Kampf verschlimmert die Situation in der Regel und kann das Vertrauensverhältnis nachhaltig stören.
Sprich mit deinem/deiner Tierärzt:in. Gibt es Alternativen? Manchmal ist das Medikament als schmackhafte Flüssigkeit, Paste oder sogar als Spot-on für die Haut verfügbar. Für manche Medikamente gibt es auch langwirksame Injektionen. Wenn es keine Alternative zur Tablette gibt, versuche, die Tablette sehr klein zu machen (wenn erlaubt, mörsern und in eine kleine Menge Lieblingsfutter oder Leckerli-Paste mischen). Spezielle Tabletteneingeber für Katzen können ebenfalls hilfreich sein. Manchmal ist es auch eine Frage der Technik und des richtigen Griffs. Wichtig ist auch die positive Verstärkung mit einem besonderen Leckerli direkt nach der erfolgreichen Gabe.
Wie kann man eine Katze festhalten für Medikamente?
Um Stress und Verletzungen zu minimieren, ist das richtige Festhalten entscheidend. Wenn dir keine zweite Person zur Verfügung steht, setze dich auf den Boden und klemme die Katze (eventuell im „Handtuch-Burrito”) sanft zwischen deine Beine, sodass sie sich nicht nach hinten wegdrehen kann.
Greife mit deiner nicht dominanten Hand von oben über den Kopf der Katze, sodass Daumen und Zeigefinger an den Kiefergelenken liegen. Neige den Kopf der Katze sanft nach oben. Ihr Maul öffnet sich oft schon leicht von selbst. Gib die Tablette mit der anderen Hand (eventuell mit einem Tabletteneingeber) ein.
Wichtig: Übe niemals übermäßigen Druck aus. Sei bestimmt, aber sanft. Wenn die Katze extrem panisch reagiert, brich den Versuch ab und konsultiere deine:n Tierärzt:in. Manchmal ist eine kurzzeitige Sedierung in der Praxis die stressfreiere Option für sehr schwierige Fälle, alternativ gibt es auch andere Medikamentenformen. Die Sicherheit und das Wohlbefinden deiner Katze stehen immer an erster Stelle.
Wie bringt man einer schwierigen Katze bei, Medikamente zu nehmen?
Bei einer schwierigen Katze sind Geduld und ein schrittweises Training der Schlüssel. Beginne mit positivem Maul-Training, lange bevor eine Medikamentengabe nötig ist. Berühre sanft die Lippen deiner Katze und belohne sie sofort. Steigere dies langsam, bis du kurz ins Mäulchen schauen darfst. Verknüpfe jede Interaktion mit etwas sehr Positivem (Lieblingsleckerli, Streicheleinheit).
Nutze einen Tabletteneingeber (Pill Popper). Übe zuerst „trocken” damit, indem du den Eingeber nur vorsichtig ins Mäulchen führst und deine Katze sofort belohnst. Später kannst du ein kleines Leckerli damit geben.
Wenn du die Tablette direkt geben musst, sei schnell, entschlossen und sanft. Die „Burrito-Technik” (Katze in ein Handtuch wickeln) kann helfen, Kratzer zu vermeiden und die Katze zu beruhigen. Wichtig ist, dass die Katze nach der Verabreichung der Tablette sofort etwas Wasser oder ein flüssiges Leckerli bekommt, damit die Tablette nicht in der Speiseröhre stecken bleibt. Und danach: Ausgiebig loben und belohnen! Manchmal ist es hilfreich, wenn eine zweite Person die Katze sanft hält, während du die Tablette verabreichst.
Wie gibt man einer wehrhaften Katze Tabletten?
Bei einer sehr wehrhaften Katze ist Sicherheit oberstes Gebot - für dich und für die Katze. Die Handtuch-Methode (auch „Burrito-Wrap” genannt) ist oft die beste Lösung: Breite ein großes Handtuch aus und setze die Katze darauf. Wickle das Handtuch fest, aber nicht zu eng um ihren Körper, sodass nur der Kopf herausschaut. Das immobilisiert die Pfoten und Krallen und gibt der Katze oft ein Gefühl von Sicherheit.
Eine zweite Person ist hierbei sehr hilfreich: Eine Person hält den „Katzen-Burrito” sanft, aber sicher, während die andere Person die Tablette verabreicht. Benutze am besten einen Tabletteneingeber, um deine Finger zu schützen und die Tablette präzise und schnell weit hinten auf den Zungengrund zu platzieren. Arbeite ruhig und zügig. Sprich leise und beruhigend mit deiner Katze. Gib direkt nach der Eingabe etwas Wasser mit einer Spritze (ohne Nadel) in den Mundwinkel, um das Schlucken zu fördern und ein Steckenbleiben der Tablette in der Speiseröhre zu verhindern. Wickle die Katze sofort danach aus und belohne sie mit einem besonderen Leckerli, auch wenn es stressig war.
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Wie kann ich Tabletten für meine Katze verstecken?
Katzen sind Meister darin, versteckte Tabletten zu entdecken. Hier sind einige Tricks, die funktionieren können:
spezielle Leckerli-Pasten oder -Knetmassen: Diese sind oft sehr schmackhaft und haben eine Konsistenz, die es erlaubt, die Tablette gut zu umhüllen. Beispiele sind Easypill und Pill Pockets für Katzen.
stark riechendes Nassfutter: Eine kleine Menge des absoluten Lieblingsfutters, besonders Pasteten oder sehr soßige Sorten, kann funktionieren. Mische die (ggf. gemörserte - frage hierzu deine:n Tierärzt:in!) Tablette unter einen winzigen Klecks und gib diesen zuerst, bevor der große Hunger gestillt ist.
Thunfisch: Viele Katzen lieben den intensiven Geruch von Thunfischsaft oder einem kleinen Stückchen Thunfisch (im eigenen Saft, ohne Öl).
Butter oder Leberwurst (in sehr kleinen Mengen!): Die Tablette damit umhüllen.
leere Gelatine-Kapseln: Manchmal kann man eine bittere Tablette in eine geschmacksneutrale Gelatine-Kapsel stecken, die dann leichter akzeptiert wird.
Wichtig: Gib immer nur eine kleine Menge des „Versteckmaterials”, damit die Katze es auf einmal frisst und die Tablette nicht übrig lässt. Beobachte außerdem genau, ob sie wirklich alles geschluckt hat.
Wie lange dauert es, bis eine Katze eine Tablette verdaut?
Die reine Passage durch den Magen und die Auflösung der Tablette, sodass der Wirkstoff freigesetzt und vom Körper aufgenommen werden kann, erfolgen relativ schnell. In der Regel ist die Tablette innerhalb von 30 Minuten bis zu einigen Stunden im Magen zerfallen und der Wirkstoff gelangt in den Blutkreislauf.
Die genaue Zeit hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab:
der Art der Tablette (z.B. schnell freisetzend vs. Retardtablette)
ob der Magen leer oder voll ist und
der individuellen Verdauungsgeschwindigkeit der Katze.
Der Wirkstoff entfaltet seine Wirkung dann über einen längeren Zeitraum, je nach Halbwertszeit des Medikaments. Wenn du dir Sorgen machst, ob die Tablette „angekommen” ist - beispielsweise, weil deine Katze sich kurz nach der Gabe übergeben hat -, ist es wichtig, den Zeitpunkt des Erbrechens zu notieren.
Was tun, nachdem die Katze sich übergeben hat?
Wenn deine Katze sich übergeben hat, nachdem du ihr ein Medikament gegeben hast, ist der erste und wichtigste Schritt, sofort deine:n Tierärzt:in zu kontaktieren! Gib nicht eigenmächtig eine weitere Dosis des Medikaments.
Es ist entscheidend, wie viel Zeit zwischen der Medikamentengabe und dem Erbrechen vergangen ist:
innerhalb von ca. 15-30 Minuten erbrochen: Es ist wahrscheinlich, dass die Tablette oder ein Großteil des Wirkstoffs noch nicht aufgenommen wurde. Dein Tierarzt wird entscheiden, ob und wann du eine weitere Dosis verabreichen sollst.
später als eine Stunde erbrochen: Ein Teil oder der gesamte Wirkstoff könnte bereits absorbiert sein. Eine erneute volle Dosis könnte zu einer Überdosierung führen.
Dein:e Tierärzt:in muss das Risiko einer Unterdosierung (wenn die Wirkung ausbleibt) gegen das Risiko einer Überdosierung abwägen. Teile ihm/ihr deshalb genau mit, welches Medikament es war, wann es gegeben wurde und wann die Katze erbrochen hat (und ob die Tablette im Erbrochenen sichtbar war).
Was tun, wenn Antibiotika erbrochen werden?
Wenn Antibiotika erbrochen werden, ist besondere Vorsicht geboten und ein sofortiger Anruf bei der Tierarztpraxis unerlässlich. Antibiotika müssen sehr präzise dosiert und über einen bestimmten Zeitraum konsequent gegeben werden, um wirksam zu sein und Resistenzen zu vermeiden.
Wenn deine Katze das Antibiotikum kurz nach der Gabe erbricht - besonders, wenn die Tablette im Erbrochenen sichtbar ist -, dann wurde die Dosis wahrscheinlich nicht oder nur unzureichend aufgenommen. Dein:e Tierärzt:in wird dir sagen, ob du die Dosis wiederholen sollst oder ob eine Anpassung des Therapieplans nötig ist. Manchmal kann auch ein anderes Antibiotikum oder eine andere Darreichungsform (z.B. Injektion) sinnvoller sein, wenn deine Katze empfindlich auf das Präparat reagiert.
Gib niemals ohne Rücksprache eine weitere Dosis, um eine mögliche Überdosierung oder verstärkte Nebenwirkungen zu vermeiden. Die korrekte Gabe von Antibiotika ist entscheidend für die Heilung.
Bild: Uwe Gille | Wikimedia Commons
Wie spritze ich meiner Katze Medikamente?
Wenn dein:e Tierärzt:in dir gezeigt hat, wie du deiner Katze subkutane Injektionen (unter die Haut) verabreichst (z.B. bei Diabetes mit Insulin oder bei bestimmten anderen Medikamenten), ist es wichtig, die Schritte genau zu befolgen.
Vorbereitung: Lege alles bereit: das Medikament, eine sterile Nadel und Spritze, Alkoholtupfer (falls von dem/der Tierärzt:in empfohlen) und Leckerlis. Wasche deine Hände. Ziehe die korrekte Dosis des Medikaments auf.
Positionierung: Setze die Katze auf eine stabile Oberfläche. Eine zweite Person kann helfen, die Katze sanft zu halten und abzulenken.
Hautfalte bilden: Hebe im Schulterbereich oder seitlich am Brustkorb eine lockere Hautfalte an.
Desinfektion (optional): Einige Tierärzt:innen empfehlen, die Stelle kurz mit einem Alkoholtupfer zu desinfizieren. Lass den Alkohol anschließend trocknen. Dies ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Stelle haarfrei ist oder kurz vorher geschoren wurde.
Injektion: Stich die Nadel parallel zum Körper der Katze zügig und bestimmt in die Basis der Hautfalte ein. Achte darauf, nicht durch die Hautfalte hindurchzustechen.
Aspirieren: Ziehe den Spritzenstempel leicht zurück. Tritt Blut ein, hast du ein Gefäß getroffen und solltest kein Medikament injizieren. Ziehe die Nadel heraus und versuche es an einer anderen Stelle.
Injizieren: Drücke den Spritzenstempel langsam herunter, um das Medikament zu verabreichen.
Nadel entfernen: Ziehe die Nadel zügig heraus.
Belohnung: Lobe deine Katze und gib ihr sofort ein Leckerli.
Entsorge die Nadel immer sicher in einem stichfesten Behälter. Wechsle die Injektionsstelle regelmäßig. Lass dir das Vorgehen immer zuerst von deinem/deiner Tierärzt:in genau zeigen!
Welche Alternativen gibt es zu Easypill für Katzen?
Easypill ist eine beliebte fressbare Knetmasse, um Tabletten zu verstecken. Es gibt jedoch auch andere Produkte und Methoden, die gut funktionieren können.
Pill Pockets für Katzen: Das sind weiche Leckerlis mit einer Tasche, in die man die Tablette stecken kann. Sie sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich.
Leckerli-Pasten: Viele Hersteller bieten hochakzeptable Pasten an (oft Vitamin- oder Malzpasten), in die man eine kleine oder gemörserte Tablette mischen kann (Tierärzt:in fragen!).
selbstgemachte „Pockets“: Ein kleines Stückchen weicher Käse (Frischkäse, Schmelzkäse), ein Klümpchen Butter oder ein kleines Stückchen Leberwurst (sparsam verwenden!) können ebenfalls gute Verstecke sein.
Thunfischöl oder Lachsöl: Ein paar Tropfen Thunfisch- oder Lachsöl über die (ggf. gemörserte) Tablette können den Geschmack überdecken, wenn diese dann mit etwas Futter gemischt wird.
flüssige Medikamente oder andere Darreichungsformen: Frage deine:n Tierärzt:in, ob das Medikament auch als Flüssigkeit, Gel oder Spot-on verfügbar ist.
Mörsern und Mischen: Wie bereits erwähnt, können manche Tabletten gemörsert und unter eine sehr kleine Menge des absoluten Lieblingsfutters gemischt werden. Aber frage immer zuerst den/die Tierärzt:in oder lies in der Packungsbeilage nach, ob die Tablette dafür geeignet ist!
Wie kann man eine Katze mit Schlafmittel einschläfern?
Unter keinen Umständen sollte man versuchen, einen Hund oder eine Katze eigenmächtig mit menschlichen Schlafmitteln oder anderen Medikamenten einzuschläfern.
Hier sind die Gründe dafür:
Tierquälerei: Menschliche Schlafmittel sind nicht für die Euthanasie von Tieren konzipiert. Die Dosierung wäre völlig unklar. Eine Unterdosierung würde zu massivem Leid, Angst, Krämpfen, Organschäden und einem qualvollen, langsamen Tod führen, statt zu einem friedlichen Einschlafen. Auch eine scheinbare Überdosierung kann unvorhersehbare, schmerzhafte Nebenwirkungen haben, bevor der Tod eintritt.
Unzuverlässigkeit: Die orale Aufnahme von Medikamenten ist für eine Euthanasie ungeeignet. Das Tier könnte die Medikamente erbrechen oder die Absorption könnte unvollständig und unvorhersehbar sein.
Illegalität: Das eigenmächtige Töten eines Wirbeltieres ohne vernünftigen Grund oder auf nicht tierschutzgerechte Weise ist in Deutschland (und vielen anderen Ländern) gesetzlich verboten und kann als Tierquälerei strafrechtlich verfolgt werden.
psychische Belastung: Einen solchen Versuch zu unternehmen und das Tier dabei leiden zu sehen, wäre für die Besitzer:innen möglicherweise eine extrem traumatische Erfahrung.
Die Einschläferung eines Tieres ist ein tiermedizinischer Akt und darf keinesfalls von Laien selbst durchgeführt werden! Wenn der schwere Gang der Euthanasie unumgänglich ist, wird dein:e Tierärzt:in diesen auf eine humane und schmerzfreie Weise durchführen. In der Regel erhält die Katze zuerst eine Beruhigungsspritze, die sie tief entspannt und einschlafen lässt. Sie nimmt von der Umgebung und dem weiteren Vorgang nichts mehr wahr. Erst dann wird ein hoch dosiertes Narkosemittel verabreicht, das sanft und schmerzlos zum Herz- und Atemstillstand führt. In der Regel erfolgt die Verabreichung als Injektion direkt in eine Vene oder nach tiefer Sedierung ins Herz oder in die Bauchhöhle.
Dein:e Tierärzt:in wird sicherstellen, dass dieser Prozess für deine Katze so stressfrei und friedlich wie möglich verläuft. In der Regel kannst du dabei sein und dich in Ruhe von deinem geliebten Tier verabschieden. Bitte sprich mit deinem/deiner Tierärzt:in über alle deine Sorgen und Fragen - er/sie ist da, um dich in dieser schweren Zeit zu begleiten.
Fazit
Die Medikamentengabe kann eine echte Geduldsprobe sein. Mit den richtigen Techniken, etwas Übung sowie viel Liebe und Verständnis für deinen Vierbeiner ist sie jedoch zu meistern. Denke immer daran: Du bist mit diesen Herausforderungen nicht allein.
Zögere niemals, deine:n Tierärzt:in um Rat und Unterstützung zu bitten. Er/sie kennt dein Tier und kann dir die besten individuellen Tipps geben, alternative Medikamente vorschlagen oder euch die Handgriffe noch einmal zeigen. Es ist keine Schande, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Das Wichtigste ist, dass dein Liebling die notwendige Behandlung erhält, um wieder gesund zu werden oder seine Lebensqualität zu verbessern. Bleibe geduldig, positiv und kreativ - für die Gesundheit deines besten Freundes auf vier Pfoten!
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.